Ein Geschenk
von S. Maria Ahlert
»Weihnachten ist für mich mehr als nur ein Hin- und Herreichen von Geschenken.«
Marius lächelte, doch sie starrte ihn nur entgeistert an.
»Ist das dein ernst?« Sie blickte sich um. Links und rechts von ihnen türmten sich Geschenke auf, umringt von aufgerissenem Papier und bunten Schleifen. »Jeder, wirklich jeder hier hat Geschenke bekommen. Nur du hast es nicht für nötig gehalten, mir etwas zu besorgen.«
Ihre Lippen bebten. Es sah aus, als würde sie jeden Moment in Tränen ausbrechen. Sie tat ihm leid. Marius wusste, wie sehr sie es liebte, umgarnt zu werden. Hatte ihre Dankbarkeit mehrfach schon zu spüren bekommen. Wenn sie nur wüsste, was er vorhatte …
Kopfschüttelnd drängte sie sich an ihm vorbei und verließ den Saal. Marius folgte ihr schweigend. Er musste ein Schmunzeln unterdrücken. Das würde den Spaß verderben. Er wollte unbedingt bis zum letzten Moment warten. Erst dann wäre die Überraschung perfekt.
Im Fahrstuhl war es kühler als noch vor wenigen Stunden. Sie wandte sich ab. Drehte ihm den Rücken zu. Verließ wortlos die Kabine. Schloss die Tür auf. Betrat das Zimmer – und stockte.
»O mein Gott!« Sie quiekte vor Freude. »Ich wusste es! Ich wusste, du hast dir was einfallen lassen. Du bist eben doch anders, als die anderen.«
Ihre Augen funkelten. Versprachen Dankbarkeit. Marius wusste, warum. Sie hatte es ihm erzählt. Hatte von ihrem Ex-Freund Tino berichtet, von all den Enttäuschungen und unerfüllten Wünschen.
Voller Vorfreude beobachtete Marius sie. Wie sie sich glücklich im Kreis drehte, die Rosenblätter in der Luft herumwirbelte, sich auf das Bett mit den Präsenten fallen ließ.
»Für dich nur das Beste, mein Liebling«, flüsterte er zärtlich. Wenn du nur wüsstest, dachte er.
Er drehte den Schlüssel im Schloss um, holte das Messer aus dem Hosenbund und ging langsam auf sie zu.